Entwicklungsstörungen

Aufmerksamkeitsdefizit-(-Hyperaktivitäts-)Syndrom, Autismus-Spektrum-Störungen

Entwicklungsstörungen

Unter dem Begriff neuronale Entwicklungsstörungen finden sich Krankheitsbilder mit Besonderheiten der Gehirnentwicklung wie die Autismusspektrumstörung (ASS), das Aufmerksamkeitsdefizit-(-Hyperaktivitäts-)Syndrom (ADHS/ADS) und Störungen der Intelligenzentwicklung. Für diese Diagnosegruppen bietet unsere Praxis eine differenzierte Diagnostik, ausführliche Beratung und Begleitung bei der Therapie an.

Bei Personen im Erwachsenenalter können wir umfassend und vollständig diagnostizieren, ob eine Entwicklungsstörung vorliegt – oder ob sie auszuschließen ist. Die Testung erstreckt sich gewöhnlich auf drei bis fünf Termine. Aufgrund der hohen Nachfrage ist hier mit sehr langer Wartezeit zu rechnen.

ADHS im Erwachsenenalter

Die Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) ist eine Entwicklungsstörung des Gehirns, die in der Kindheit beginnt und häufig im Erwachsenenalter fortbesteht. Typische Merkmale der ADHS sind eine beeinträchtige Aufmerksamkeit und/oder Hyperaktivität bzw. Impulsivität. In unserer Praxisgemeinschft erfolgt eine an wissenschaftlichen Leitlinien orientierte Diagnostik und Behandlung von ADHS.

Bei Erwachsenen mit ADHS können folgende Symptome auftreten:

  • Aufmerksamkeitsprobleme: Schwierigkeiten, sich auf Aufgaben oder Gespräche zu konzentrieren, häufige Ablenkbarkeit, Probleme beim Organisieren von Aufgaben oder Informationen.
  • Impulsivität: Impulsive Handlungen ohne zuvor nachzudenken, Schwierigkeiten, Impulse zu kontrollieren, Neigung zu riskantem Verhalten.
  • Hyperaktivität: Innere Unruhe, ständiges Gefühl der Rastlosigkeit, Schwierigkeiten, still zu sitzen oder zu entspannen.
  • Emotionale Instabilität: Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, Schwierigkeiten, Emotionen zu regulieren.

ADHS kann das alltägliche Leben beeinträchtigen, indem es Schwierigkeiten in verschiedenen Bereichen verursacht, wie z. B. der Arbeit, im Studium, in zwischenmenschlichen Beziehungen und bei der Selbstorganisation. Es ist wichtig zu wissen, dass ADHS im Erwachsenenalter nicht selten unerkannt bleibt oder mit anderen psychischen Erkrankungen verwechselt wird. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch helfen, die Symptome zu bewältigen und das tägliche Leben zu erleichtern. ADHS beeinflusst signifikant die sozialen Kompetenzen eines Menschen bis ins Erwachsenenalter.

Durch ADHS ausgelöste Symptome beeinträchtigen nicht nur das soziale Gefüge, sondern führen auch zu Kommunikationshürden und Verhaltensschwierigkeiten. Der amerikanische Psychiater und Autor Russell Barkley bringt es so auf den Punkt: „ADHS ist nicht eine Störung des Nichtwissens, was zu tun ist, sondern des Nichttuns dessen, was man weiß.“

ADHS-Diagnostik in unserer Praxis

In unserer Praxis bieten wir umfassende Diagnostik für ADHS an. Bei uns erfolgt eine an wissenschaftlichen Leitlinien orientierte Diagnostik und Behandlung von ADHS. Weitere Informationen zu unserem Diagnostikangebot finden Sie hier: [Diagnostik ]

Weitere Beiträge zum Thema ADHS:

ADHS-Erklärungsmodell

https://aktive-psychotherapie.de/wp-content/uploads/2021/10/Zhukova-2021-ADHS-verstehen-Ein-neuropsychologisches-Erklaerungsmodell.pdf

ADHS Symptome, Ursachen und Therapie

Neue Studie zeigt, wie Erwachsenen mit ADHS die Symptome sich im Verlauf ändern.

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Was ist ADHS: eine kompakte Übersicht von Quarks:

https://www.quarks.de/gesellschaft/psychologie/das-solltest-du-ueber-adhs-wissen

Diagnostik von Autismus-Spektrum-Störungen

Die Diagnostik psychischer Störungen befindet sich im Wandel. Seit dem 01. Januar 2022 ist die neue internationale Klassifikation psychischer Störungen (ICD-11) offiziell in Kraft getreten. Allerdings ist sie in Deutschland aufgrund lizenzrechtlicher Gründe derzeit noch nicht verbindlich nutzbar.

Die neue Klassifikation bringt wesentliche Änderungen mit sich, die das Verständnis bestimmter Störungsbilder nachhaltig beeinflussen – darunter auch die Diagnostik von Autismus-Spektrum-Störungen (ASS). Aktuell gilt in Deutschland jedoch weiterhin die ICD-10 (Stand: März 2025). Diese stammt aus dem Jahr 1994 und basiert auf einem Wissensstand über Autismus, der sich noch stark an Forschungsergebnissen aus den 1970er- und 1980er-Jahren orientiert.

Autismus-Spektrum-Störungen in der ICD-10

In der aktuell gültigen Klassifikation (ICD-10) werden Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) unter dem Kapitel F8 „Entwicklungsstörungen“, genauer gesagt unter der Kategorie F84 „Tiefgreifende Entwicklungsstörungen“, geführt.

Die folgenden Diagnosen gelten nach ICD-10 offiziell als Autismus-Spektrum-Störungen:

Frühkindlicher Autismus (F84.0)

Atypischer Autismus (F84.1)

Asperger-Syndrom (F84.5)

Kernsymptome nach ICD-10

  • Laut ICD-10 sind Autismus-Spektrum-Störungen vor allem durch folgende Merkmale gekennzeichnet:
  • Qualitative Beeinträchtigungen in der sozialen Interaktion
  • Eingeschränkte oder atypische Kommunikationsmuster
  • Ein begrenztes, repetitives und stereotypes Verhaltens- und Interessensrepertoire

Zusätzlich treten diese Symptome typischerweise bereits in der frühen Kindheit (vor dem dritten Lebensjahr) auf. Häufig bestehen auch sensorische Besonderheiten in der Reizverarbeitung. Ein Sonderfall ist der atypische Autismus (F84.1), der sich vom frühkindlichen Autismus durch eines der folgenden Merkmale unterscheidet:

  • Späterer Krankheitsbeginn oder
  • Nicht alle diagnostischen Kriterien sind vollständig erfüllt

Neuerungen in der ICD-11

Mit der ICD-11 wurden tiefgreifende strukturelle Änderungen vorgenommen. Die bisherigen Kategorien:

  • F8 „Entwicklungsstörungen“ (F80 – F89)
  • F9 „Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend“ (F90 – F98)

wurden in eine neue Kategorie zusammengeführt:

06 – Psychische Störungen, Verhaltensstörungen oder neuronale Entwicklungsstörungen.

Eine der wichtigsten Änderungen betrifft die Klassifikation von Autismus: Autismus wird nicht mehr als tiefgreifende Entwicklungsstörung geführt, sondern erhält eine eigene Subkategorie. Statt einzelner Diagnosen wie „frühkindlicher Autismus“ oder „Asperger-Syndrom“ gibt es nun eine einheitliche Diagnose:

  • 6A02 – Autismus-Spektrum-Störung

Diese kann durch verschiedene Unterkategorien weiter differenziert werden.

Neue Diagnosekriterien der ASS in der ICD-11

Die zentralen Merkmale einer Autismus-Spektrum-Störung bleiben bestehen:

  • Einschränkungen in der sozialen Interaktion und Kommunikation
  • Restriktive, repetitive und unflexible Verhaltensmuster und Interessen

Allerdings gibt es eine entscheidende Änderung: Die alleinige Beeinträchtigung sozialer und kommunikativer Fähigkeiten reicht nicht mehr aus, um eine Autismus-Diagnose zu stellen. Nach der ICD-10 war dies beispielsweise beim atypischen Autismus möglich. Die ICD-11 führt stattdessen eine neue Diagnose ein:

  • 6A01.22 – Soziale (pragmatische) Kommunikationsstörung

Diese Störung beschreibt Menschen, die Schwierigkeiten haben, Sprache im sozialen Kontext angemessen zu verstehen und zu nutzen, aber keine weiteren autistischen Merkmale aufweisen.

Neue Möglichkeiten der Doppeldiagnose: Autismus und ADHS

Eine weitere wichtige Änderung betrifft die gleichzeitige Diagnose von Autismus und ADHS. In der ICD-10 war dies problematisch, da ADHS unter F9 „Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit“ und Autismus unter F84 „Tiefgreifende Entwicklungsstörungen“ geführt wurde. Dadurch konnte es in bestimmten Fällen zu einem Diagnoseausschluss kommen.

Die ICD-11 löst dieses Problem, indem beide Störungen nun unter derselben Kategorie (06) „Mentale, Verhaltens- oder neuronale Entwicklungsstörungen“ geführt werden. Damit ist es einfacher möglich, Autismus und ADHS gleichzeitig zu diagnostizieren, ohne dass eine der beiden Diagnosen ausgeschlossen wird.  

Differenzierung der Ursachen

Ein weiterer Fortschritt der ICD-11 ist die genauere Differenzierung möglicher Ursachen für Autismus. Während die ICD-10 hauptsächlich idiopathische (unbekannte) oder genetische Ursachen nannte, berücksichtigt die ICD-11 zusätzlich:

  • Umweltfaktoren
  • Neuronale Erkrankungen

Dies könnte zukünftig zu einer präziseren Einordnung von Autismus-Spektrum-Störungen führen.

Welche Bedeutung haben diese Änderungen für die Diagnostik von Autismus?

Die Einführung der einheitlichen Diagnose „Autismus-Spektrum-Störung“ bringt wesentliche Veränderungen mit sich: Autismus wird als Spektrum begriffen – statt einer starren Trennung in verschiedene Unterdiagnosen (z. B. Asperger-Syndrom). Diagnosekriterien sind klarer gefasst, um Missverständnisse zu vermeiden. Der gesellschaftliche Blick auf Autismus verändert sich, da weniger eingeschränkte oder stereotype Vorstellungen bestehen bleiben. Auch weniger ausgeprägte Formen von ASS können diagnostiziert werden, wenn sie zu relevanten Beeinträchtigungen führen. Die Erfassung der Prävalenz (Häufigkeit) von Autismus wird präziser, da nun verschiedene Ausprägungen erfasst werden.

Autismus-Diagnostik in unserer Praxis

In unserer Praxis bieten wir umfassende Diagnostik für Autismus-Spektrum-Störungen an. Bei uns erfolgt eine an wissenschaftlichen Leitlinien orientierte Diagnostik und Behandlung von ASS.

Weitere Informationen zur Diagnostik finden Sie hier: [Diagnostik ]